Gründerin & Geschäftsführerin
Jetzt reden wir seit Jahren vom War for Talents und rückblickend hatten wir gar keine Ahnung, welche Dimension dieser Ausdruck für Unternehmen und Arbeitgeber noch einnehmen würde.
JA, die jungen Influencer, Talents und Start up’er geben jetzt den Ton an und sagen uns Unternehmern/Arbeitgebern, was sie unter einem attraktiven Job verstehen und wie die Rahmenbedingungen sein müssen, damit Sie sich überlegen sich zu bewerben und einen Teil ihrer wertvollen Zeit im Job zu verbringen.
Es vergeht keine Woche, in der ich nicht gefragt werde: Wieso ist das jetzt so prekär mit den Arbeitskräften? Wie kann es sein, dass aus dem Facharbeitermangel ein genereller Arbeitskräftemangel geworden ist? Wo sind die Leute nur geblieben? Wie kann es sein, dass man nicht einmal mehr eine klassische Assistentin (nach dem alten Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Bild) findet?
Oh doch, es geht schon…
Wenn man die Spielregeln der New Work befolgt und den immer höheren Anforderungen der jungen Talente (Arbeitssuchende ist beinahe schon verpönt) gerecht wird.
Flexibilität – Sinnhaftigkeit – Selbstbestimmtheit – Good Feeling – flache Hierarchien – amikales Arbeitsklima – Social Benefits – Caring & Sharing – nicht zu vergessen Nachhaltigkeit & Diversity und ein gewisser Fun-Faktor damit es nicht zu schnell langweilig wird.
Je mehr Sie von all diesen Themen in Ihrer Kultur verankert haben, umso größer die Chance, dass sich BewerberInnen für Ihr Unternehmen entscheiden.
Aus diesem Grund wird der rote Teppich ausgerollt und HR-Abteilungen überlegen sich, mit welchen „Zuckerln“ sie noch mehr auf offene Stellen aufmerksam machen können. Denn der gratis Obstkorb und gratis Kaffee ist oldfashioned bzw. ohnehin selbstverständlich.
Liebe HR-Community, was ich als sehr positiv wahrnehme, ist der Stellenwert von Human Ressources in vielen Unternehmen. Waren Personalisten vor Jahren noch in Managementteams selten gesehen und ihre Präsenz mit einer „Administrativen Abteilung“ gleichgestellt worden, gewinnen sie nun an Bedeutung und gute HR-Arbeit wird als wesentlicher Erfolgsfaktor in der Unternehmensentwicklung bewertet. Entsprechend werden Budget, Sichtbarkeit und Personalressourcen aufgestockt.
Besorgniserregend ist die Entstehung der Zwei-Klassen-Gesellschaft am Arbeitsmarkt:
Wie geht es den 52 % der ArbeitnehmerInnen, die im Dienstleistungsbereich, Retail, Gewerbe, Tourismus oder der Gastronomie tätig sind? Für die all die Annehmlichkeiten der New Work nur punktuell, wenn überhaupt anwendbar sind?
Ich sehe mit Besorgnis eine Spaltung des Arbeitsmarktes – noch mehr als es ohnehin bis dato schon ist. Welcher Schul- oder Uniabsolvent wird sich zukünftig noch für Jobs in diesen Bereichen entscheiden, von einer Lehre gar nicht zu sprechen. Klar, dass eine 4-Tages-Woche im Homeoffice mit Selbstgestaltungsmöglichkeiten attraktiver ist, als im Handel tätig zu sein. Hier sehe ich große Herausforderungen auf uns zukommen.
Denn wahrscheinlich will der Online-Marketing-Manager im Zuge seiner Workation-Vereinbarung am Nachmittag nicht das Doppelte für seinen Cappuccino im Gastgarten bezahlen, damit auch in der Gastronomie New Work gelebt werden kann und sich Unternehmen hier auch all die Benefits leisten können, um zu einem attraktiven Arbeitgeber zu zählen.
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung und Erfahrungen zu diesem Thema und gerne können wir uns bei einem Kaffee über die Frage unterhalten: Wo sind die Leute geblieben? Wieso will niemand mehr arbeiten?
Gerne auch auf LinkedIn oder per Mail.
Ihre Manuela Lindlbauer